Ist Monogamie natürlich? Sind wir dazu veranlagt, in einer exklusiven Partnerschaft zu leben? Oder liegt das sexuelle Begehren mehrerer Partner einfach in unserer Natur? Wie unsere Vorfahren das mit der Exklusivität gehandhabt haben, warum sich der Mensch zur Monogamie entwickelt hat und was die heutige Bevölkerung dazu sagt, erfahrt ihr hier.
Inhalt
Monogamie im Tierreich
Gerade im Tierreich ist es sinnvoll, zwischen sozialer und sexueller Monogamie zu unterscheiden. Während sexuelle Monogamie sehr selten anzufinden ist, ist die soziale Monogamie – im Sinne des gemeinsamen Sicherstellens des Überlebens des Nachwuchses – nicht ungewöhnlich.
Häufig wird auch dann schon von Monogamie gesprochen wenn Tiere – wie beispielsweise viele Singvögel – eine Fortpflanzungssaison beim Partner bleiben. Tiere wie die Graugänse, die ein Leben lang in einer Partnerschaft leben, bleiben jedoch die Ausnahme.
Warum gibt es die Monogamie?
Im Vergleich zu Vögeln und Fischen, ist eine monogame Lebensweise bei Säugetieren sehr selten – nur etwa 1% bis 2% leben sexuell monogam. Warum manche Tiere monogam leben oder auch nicht (sei es nun in sexueller oder sozialer Weise) wird auf verschiedene Ursachen zurückgeführt.
- Die monogame Lebensweise hat sich vor allem bei Tieren durchgesetzt, bei denen rivalisierende Männchen den Nachwuchs des Weibchens (der nicht ihr eigener ist) töten
- Leben die Weibchen weit auseinander, kann es für die Männchen sinnvoller sein, bei einem Weibchen zu bleiben und dies zu beschützen
- Prinzipiell lässt sich sagen: Männchen scheinen eher bei den Weibchen zu bleiben, wenn diese wenige Nachkommen pro Zyklus zeugen können und es mehr Unterstützung bei dem Aufziehen ihrer Jungen braucht
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Leben Affen monogam?
Um Theorien über die Entwicklung der Monogamie zu entwickeln wird gerne ein Blick auf die Affen geworfen, um zu sehen wie es unsere Vorgänger mit der Treue gehandhabt haben.
Hier lässt sich so gut wie alles finden - von freier Polygamie der Bonobos über sexuell (fast immer) monogame Beziehungen unter Gibbons bis hin zu weiblichen Harems um das hierarchie-höchste Männchen bei Schimpansen.
Sexuelle Monogamie bleibt jedoch auch bei diesen Primaten die absolute Ausnahme.
Natürlich ist dieser Blick auf unsere Vorfahren - im Anbetracht dessen, dass wir 99% unseres genetischen Materials mit den Affen teilen - sinnvoll. Trotzdem lässt es sich nicht 1 zu 1 auf den Menschen übertragen. Unterm Strich sind wir sind wir ja doch sehr unterschiedlich zu den Affen, findet ihr nicht? ;)
Monogamie beim Menschen
Der aktuelle Stand der Evolutionsforschung deutet darauf hin, dass Menschen ursprünglich zwar sozial monogam, nicht jedoch sexuell monogam gelebt haben.
Wie sich jedoch der Mensch zur sexuellen Monogamie entwickelt hat, ist umstritten. Hierzu gibt es verschiedene Hypothesen, was die Monogamie gefördert haben könnte:
- Der Zusammenschluss des Menschen in größere Gruppen, in denen sexuelle Monogamie die Ausbreitung von Geschlechtskrankheiten verringert
- Die Entwicklung des Menschen zu einem sesshaften Besitzer, der sicherstellen muss, dass seine Besitztümer an den rechtmäßigen Erben kommen
- Die Entwicklung zum Leben in Städten, in denen alleinstehende Frauen nicht mehr durch größere Sippen unterstützt werden
- Weniger Spannungen, Rivalität und Gewalt durch sexuelle Treue schaffen ein besseres Zusammenleben
- die Etablierung christlicher Wertevorstellungen in unserer westlichen Welt, welche die monogame Partnerschaft als richtiges Beziehungsmodell predigte
Gerade der Einfluss der christlichen Kirche ist dabei nicht zu unterschätzen, da die überlieferten Ideale immer noch einen großen Einfluss auf unser Sozialsystem nehmen.
Trotzdem ist hierbei zu beachten, dass es sich um Hypothesen handelt und vermutlich die Kombination mehrerer Faktoren zur Etablierung der Monogamie beim Menschen geführt hat.
Was sagt die Bevölkerung dazu?
2016 wurden 1300 Personen aus Deutschland gefragt, ob sie der Überzeugung sind Monogamie sei natürlich für den Menschen. Mehr als die Hälfte (53%) verneinten diese Aussage. Knapp ein Viertel der Befragten (22%) gaben an, sich nicht sicher zu sein. Ein Viertel (25%) war der Überzeugung Monogamie sei natürlich für den Menschen.
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Monogamie überholt? Der Aspekt der Treue
Obwohl ein Großteil davon überzeugt ist, dass sexuelle Monogamie nicht natürlich für den Menschen ist, ist der Wunsch nach sexueller Treue des Partners stets vorhanden.
Bei einer Umfrage von 1000 Probanden in Deutschland gaben insgesamt 98% der Frauen und 96% der Männer an, dass sexuelle Treue für sie (sehr) wichtig sei.
Der Wunsch, einen Partner für eine exklusive Beziehung zu finden, scheint also trotzdem – zumindest in Deutschland - der Normalfall.
Monogamie funktioniert nicht! – wirklich?
Stimmen gegen die Monogamie werden immer lauter: Monogamie wird als Erfindung oder gar Utopie deklariert. Fragt man Menschen nach ihrer Zufriedenheit in ihrer Beziehung zeigt sich jedoch folgende Rangfolge:
- Am zufriedensten sind Menschen in monogamen Beziehungen ohne Trauschein – mit 82%
- Auch mit Ehering geben noch 80% an, zufrieden mit ihrer Beziehung zu sein
- Polyamoröse und andere offenen Beziehungsmodelle stehen mit 71% auch sehr hoch im Kurs
Dass der Mensch in einer monogamen Beziehung also nicht glücklich werden kann scheint etwas voreilig dahingestellt. Trotzdem ist es hierbei nochmal wichtig zu erwähnen, dass Monogamie nicht überall auf der Welt die gängige Beziehungsform ist. Es bleibt wie mit allem – die eine „richtige Art und Weise“ gibt es nicht.
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