Du machst dir Gedanken darüber, ob du Beziehungsunfähig bist? Du hast bereits von Bindungsangst gehört und stolperst plötzlich über den Begriff Bindungsstörung? Nun fragst du dich, ob dies dasselbe ist? Wir erklären dir, wo der Unterschied liegt, welche Subtypen es gibt und wie sich eine Bindungsstörung in einer Beziehung äußern kann.
Inhalt
- 1. Bindungsstörung vs. Bindungsangst
- 1.1. Definition Bindungsangst
- 1.2. Definition Bindungsstörung
- 2. Subtypen: Reaktive und enthemmte Bindungsstörung
- 2.1. Reaktive Bindungsstörung
- 2.2. Bindungsstörung des Kindesalters mit Enthemmung
- 3. Symptome einer Bindungsstörung in der Partnerschaft
- 3.1. Emotionale Nähe fehlt
- 3.2. Wunsch nach Kontrolle in der Beziehung
- 3.3. Soziale Isolation
- 4. Bindungsstörung in einer Therapie überwinden
Bindungsstörung vs. Bindungsangst
Grundsätzlich kann gesagt werden, dass Bindungsangst weniger stark ausgeprägt ist als eine Bindungsstörung. Aber es ist auch wichtig im Hinterkopf zu behalten, dass nicht jeder bindungsunwillige Mensch direkt an Bindungsangst oder an einer Bindungsstörung leidet.
Definition Bindungsangst
Bindungsangst ist keine psychische Störung, beeinflusst aber das Beziehungsleben negativ, da meistens (vielleicht auf unbewusster Ebene) eine tiefsitzende Angst vor dem Verlassenwerden und vor Enttäuschung besteht. Enge Bindungen werden gemieden und häufig haben Personen mit Bindungsangst viele wechselnde Partner oder gehen erst gar keine Beziehung ein, da sie ein Nähe-Distanz-Problem aufweisen. Die Ursachen können unsichere oder ambivalente Beziehungen in der Kindheit sein.
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Definition Bindungsstörung
Bindungsstörungen sind laut ICD-10 Klassifikation „Störungen sozialer Funktionen mit Beginn in der Kindheit und Jugend“ und treten meist innerhalb der ersten fünf Lebensjahre auf. Eine sichere Bindung ist nicht vorhanden, da keine stabile Bindung zu den primären Bezugspersonen aufgebaut werden kann. Das klinische Störungsbild bezieht sich allgemein auf das Beziehungsverhalten und sozialemotionale Kompetenzen.
Ursachen sind häufig traumatische Erlebnisse wie z.B. folgende:
- Emotionale Kälte und fehlende Geborgenheit in der Eltern-Kind-Beziehung
- Verwahrlosung und extreme Vernachlässigung im Kindesalter
- körperliche Misshandlung oder auch sexueller Missbrauch
Subtypen: Reaktive und enthemmte Bindungsstörung
Im ICD-10 wird zwischen reaktiver und enthemmter Bindungsstörung differenziert. Da sich diese Störung meistens in den ersten fünf Lebensjahren entwickelt, beziehen sich die folgenden Subtypen auf das Kindesalter.
Reaktive Bindungsstörung
Wird auch gehemmte Form genannt. Das Kind zeigt ein widersprüchliches Beziehungsverhalten auf. Der Zugang zu den eigenen Gefühlen fehlt oft und deshalb reagiert es im einen Moment mit Zuneigung und im Nächsten mit Abneigung. Auch kann es zu Aggressionen gegen sich selbst oder gegenüber Anderen kommen.
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Bindungsstörung des Kindesalters mit Enthemmung
Wird auch ungehemmte Form genannt. Das Kind will um jeden Preis Aufmerksamkeit erhalten, wobei es keine Rolle spielt, ob diese Aufmerksamkeit positiv oder negativ ist. Es besteht ein wahlloses freundliches Bindungsverhalten und eine distanzlose Kontaktfreudigkeit. Sprich: Auf eine fremde Person wird offen zugegangen ohne diese von einer bekannten Person zu unterscheiden.
Symptome einer Bindungsstörung in der Partnerschaft
Menschen, die eine Bindungsstörung aufweisen, sind meistens nicht in der Lage, eine Beziehung zu führen. Wie bereits erwähnt, sind die Symptome ähnlich wie bei einer Bindungsangst, doch viel intensiver und ausgeprägter. Eine Bindungsstörung äußert sich auf viele verschiedene Arten, z.B. durch das Fehlen emotionaler Nähe, durch den starken Wunsch nach Kontrolle oder durch soziale Isolation.
Emotionale Nähe fehlt
Auf emotionaler Ebene wird wenig bis gar keine Nähe zugelassen. Es fällt einem schwer, Gefühle wahrzunehmen und zu zeigen. Wenn der Partner seine Gefühle offenbart, macht sich ein Unwohlsein breit und ein Fluchtimpuls kommt auf.
Wunsch nach Kontrolle in der Beziehung
Das Verlangen den Partner zu kontrollieren ist stark. Man will alles im Griff haben und alles voraussehen können, um so die eigene Verletzbarkeit zu schützen. Unfaire Methoden werden angewendet, es wird gelogen, emotional manipuliert und erpresst.
Soziale Isolation
Betroffene fühlen sich innerlich häufig traurig und deprimiert, zeigen sich aber gegen außen eher frustriert und wütend, da sie nicht wissen, wie sie mit ihren Emotionen umgehen sollen. Das destruktive Verhalten sich selbst und anderen gegenüber kann zu Selbstverletzungen oder sogar Suizidgedanken führen. Oft führt all dies dazu, dass man sich von der Umwelt abschottet und in sozialer Isolation lebt.
Bindungsstörung in einer Therapie überwinden
Wurde die Bindungsstörung nicht bereits im Kindesalter therapiert, kann dies auch im Erwachsenenalter angegangen werden. In einer Therapie kann eine frühkindliche Bindungsstörung diagnostiziert werden und mithilfe des Therapeuten überwunden werden. Dabei basiert viel auf Selbstreflektion, denn es gilt früher Erlebtes aufzuarbeiten.
Wenn du in einer Beziehung bist, ist es wichtig, mit dem Partner darüber zu sprechen. Ihr könnt das Problem zusammen angehen und in einer Paartherapie einen gemeinsamen Weg finden, damit umzugehen.
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